Alejandro Jiménez
BARDE & POET



Kolumne "Alejandro Jiménez kommt es spanisch vor"
FIRTIG Zeitung, Ausgabe 3
Pfingsten 2010


Intimrasurschablone

Na gut, die Meinungen gehen auseinander. Einige finden es nach wie vor am besten, wenn das alles gut gepolstert ist, andere mögen es mehr so wie zu Primarschulzeiten. Und so sollen es auch schon die alten Ägypter gemocht haben, sauber und glattrasiert. Nun gibt es aber einen Trend, der völlig an mir vorbeigegangen zu sein scheint. Was ich bisher nur im Zusammenhang mit Farben und Spraydosen kannte, findet nun auch zwischen den Beinen unserer Generation Anwendung. Schablonen. Man verstehe mich nicht falsch. Ich finde es völlig richtig sich zu pflegen, und Intimrasur ist auch mir ein Begriff. Aber nur schon das Wort Intimfrisur finde ich seltsam anmutend. Ich habe mich also schlau gemacht und habe Schablonen für den Dreiecks-, den Kreuz- und den angesagten Herzlook gefunden. Steht mir aber überhaupt nicht. Und das obwohl ich sonst so ziemlich alles tragen kann. Also lieber wieder zurück zu den guten alten Dreadlocks, die sind pflegeleichter. Jetzt habe ich mir gedacht, nur weil es mir nicht steht, heisst das ja nicht, dass kein Bedarf für andere junge Menschen besteht. Und weil ich mit Scherenschnitten ziemlich gut bin, habe ich kurzerhand die Modelle Arc de Triomphe, Jolly Roger und Konterfei der Mona Lisa erfunden. Mit diesen bin ich dann auch im ganzen Quartier von Tür zu Tür hausieren gegangen, aber irgendwie fanden meine Entwürfe keinen sehr grossen Anklang. So verbreitet kann das Phänomen der Intimrasurschablone also noch gar nicht sein. Nur die alte Dame vom dritten Stock, von der ich es nun wirklich am wenigsten erwartet hätte, hat zugeschlagen und gleich alle drei Kreationen genommen. Ich weiss nicht, ob sie wirklich verstanden hat, wofür die sind. Jedenfalls hat sie die Scherenschnitte als Weihnachtsdekoration ans Fenster geklebt. Jetzt muss ich echt mal im Manor fragen, wie viel Stück die davon in der Woche so absetzen und ob sie meine Modelle eventuell ins Sortiment aufnehmen möchten. Natürlich habe ich noch weitere tolle Ideen gehabt, dafür bin ich ja total bekannt. Da habe ich der Bravo einen Brief geschrieben, sie sollen doch anstelle der Starschnitte von früher, oder diesen Silberkettchen aus Plastik, lieber einmal eine Intimrasurschablone mit der Frisur von Bill Kaulitz beilegen. Das würde ich dann auch wieder probieren.