Alejandro Jiménez
BARDE & POET



Kolumne "Alejandro Jiménez kommt es spanisch vor"
FIRTIG Zeitung, Ausgabe 2
Auffahrt 2010


Lieber Krieg

Ich finde es nicht toll, dass Sie sich immer und überall einmischen. Sie benehmen sich völlig unreif und verletzend. Meistens suchen Sie sich dann auch noch Menschen aus, die sonst schon nichts haben. Sie töten Unschuldige, die gar nicht wissen, warum sie Sie führen. Warum suchen sie nicht einfach einmal alle die verantwortlichen Idioten heim, die Sie ausrufen? Die hätten doch mal einen zünftigen Krieg verdient, diese Schwachmaten. Zum Glück gibt es Sie wenigstens in Friedenszeiten nicht. Nirgends. Letztens habe ich, um ganz sicher zu gehen, im Supermarkt gefragt, ob sie denn eigentlich in ihrem Sortiment auch Krieg führen. Die haben mich angeguckt wie einen Irren, dabei finde ich die Frage völlig legitim. Jetzt weiss ich, dass ich im Supermarkt sicher bin, wenn wieder irgendwo ein Krieg ausbricht. Ich bin auch in Ihrem Verein, wo wir Sie regelmässig üben. Das muss man ja leider in der Schweiz. Aber das ist so wie Religion. Da hat man mich auch ungefragt hineingeschubst. Aber eines muss ich Ihnen dann schon sagen, lieber Krieg. Bei unserem Verein sollten Sie besser nie vorbeikommen, denn wir haben echt keine Ahnung von Ihnen. Und darüber bin ich sogar froh, muss ich sagen. Natürlich habe ich auch Ihre letztes Jahr erschienene Autobiographie „Ich Krieg, die Krise“ gelesen und muss sagen, dass ich geradezu schockiert war über Ihr Verhalten in den letzten beiden Jahren. Finden Sie das etwa lustig, wenn wir um unsere Arbeitsplätze bangen müssen? Ich weiss dass Sie schon länger hier sind als ich, aber dennoch finde ich, dass Sie schon genug Unheil angerichtet haben und das für Sie die Zeit gekommen ist zurückzutreten. Sollten Sie dies nicht tun, werden wir im Notfall auch gegen Sie demonstrieren.