Alejandro Jiménez
BARDE & POET



Kolumne "Alejandro Jiménez kommt es spanisch vor"
FIRTIG Zeitung, Ausgabe 4
1. August 2010


Speichelfaden deluxe

Pädu stand neben mir am Urinal und sagte: „Hey, schau dir das an!“ Und wenn Pädu sagte, „Hey, schau dir das an“, dann gab es auch meistens etwas zu sehen. Er spuckte aus, und ein riesiger Speichelfaden schnellte aus seinem Mund in Richtung Urinal. Dazu muss ich vielleicht erzählen, Pädu ist der Spuckkönig schlechthin. Er ist einer dieser sondergrausigen Zeitgenossen, die immer und überall, im Abstand von etwa fünf Minuten ihr Territorium mit Spucke markieren. Eine saudoofe Angewohnheit das. Aber Pädu hatte daraus so etwas wie eine Kunstform entwickelt. Wenn Pädu gerade so einen Energy-Drink, eine Cola, oder sonst was besonders Klebriges getrunken hat, spielt er manchmal Yo-Yo mit seiner Spucke, und das nicht schlecht. Er lässt den Sabberfaden hängen, mit manchmal bis zu einem halben Meter Länge und saugt den Faden geschickt wieder in den Mund zurück. Das soll dem Pädu erst mal einer nachmachen. Das erfordert nämlich so manches Jährchen Übung. Da will so manche Cola getrunken werden, bis man das im Griff hat. Von Pädu gibt es sogar Filme im Internet. Leider hat noch niemand Meisterschaften dafür erfunden, sonst wäre der Pädu bestimmt schon Schweizermeister. Diesmal jedoch, als wir beide nebeneinander am Urinal standen, entglitt Pädu der Speichel und das untere Ende klatschte ins Urinal. Nun galt es den klebrigen Faden möglichst schnell loszuwerden. Pädu spuckte und blies, aber der Faden flatterte nur zwischen seinen Lippen und machte überhaupt keine Anstalten diese zu verlassen. Ich lachte und krümmte mich und hätte mich vor lauter Lachen beinahe nass gemacht. Zum Schiessen war das, wie der Pädu da mit dem widerspenstigen Speichel rangelte. Dann hörten wir, wie hinter uns die Tür ging und unser Chef sagte: „Hallo Männer!“ Ich hörte ein kurzes und heftiges Schlürfgeräusch und weg war der störrische Speichel.